April 1, 2021

Basale Stimulation als Basis der Kommunikation


Was ist "Basale Stimulation"?


Es klingt viel wissenschaftlicher als es ist.


Unter "Basale Stimulation" versteht man ein pädagogisch-therapeutisches und pflegerisches Konzept, das sowohl in der Pflege angewandt wird, aber auch von pflegenden Angehörigen nutzbringend verwendet werden kann.


Es unterstützt durch ganzheitliche, körperbezogene Kommunikation schwer beeinträchtigte Menschen, also nicht ausschließlich Demenzkranke, und fördert ihre Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungsfähigkeiten.


Ziel der Basalen Stimulation


Ziel ist es dabei, den Erkrankten dazu zu bringen, den eigenen Körper wahrzunehmen, denn dies ist wichtige Voraussetzung, um einen Zugang zu Mitmenschen und der Umwelt aufbauen zu können.


Es geht also vornehmlich um die Aktivierung der Sinnesbereiche. Damit kann die Lebensqualität des Betroffenen ganz entscheidend erhöht werden. Und genau das ist es ja, wonach der betreuende Angehörige strebt.


Es lohnt sich also, sich mit diesem Thema etwas genauer auseinanderzusetzen!


Übungen der Basalen Stimulation

Die Basale Stimulation setzt dabei im Grunde genommen auf ganz einfache Mittel.


Emphatisch und zur richtigen Zeit angewandt, können diese aber ganz erstaunliche Effekte verursachen. Vor allem mehr Lebensfreude sowohl für den Erkrankten als auch für den Pflegenden.


Es ist wirklich wertvoll, etwas mehr darüber zu lernen!


Zuerst: Schaffe die nötigen Voraussetzungen für Basale Stimulation!


  1. Wichtig sind vor allem ein fester Rhythmus und bestimmte, feste Zeiten für Aktivitäten und Ruhephasen. Das schafft Sicherheit und Orientierung.
  2. Das gleiche gilt für angepasste Lebens- und Lernräume. Zu viele wechselnde Umgebungen stören und reduzieren das Vertrauen.
  3. Natürlich solltest du immer die Bedürfnisse und die Tagesform im Blick behalten. Nicht jeder Tag ist gleich und manchmal passen gewisse Übungen einfach gerade nicht.
  4. Überlege dir genau, welche Aktivierungsangebote du wann und wie machen möchtest.

Spürt der Demenzkranke eine etwaige Unsicherheit, so kann das schnell zur Unruhe führen. Andererseits ermöglicht dir eine gute Vorbereitung mit Rückschlägen umzugehen bzw. schnell auf eine andere Übung umzusteigen.

Natürlich ist eine vertrauensvolle Beziehung „ohne Stress“ die absolute Grundvoraussetzung, um einen Zugang zu bekommen.


Gerade bei ungewohnten, neuen „Basale-Stimulation-Übungen“ muss es eine persönlich stabile Grundlage geben.


Viele Methoden wirken - Welche passt zu dir?


Wir unterscheiden verschiedene Methoden der basalen Stimulation, die durchaus auch kombiniert angewendet werden können:


Basale Stimulation durch optische Reize

Diese Form kann sehr schnell im täglichen Miteinander umgesetzt werden
Ein gemeinsamer Spaziergang, bei dem auf viele „Kleinigkeiten“ geachtet wird wirkt immer anregend.


Wechselnde Fotos an der Wand können immer wieder Interesse und Gesprächsbedarf erzeugen.


Basale Stimulation durch akustische Reize

Auch die Stimulation durch akustische Reize ist nicht besonders aufwändig.


Geschichten erzählen oder beschreiben von Vorgängen die gerade passieren, sind ganz einfache Methoden, die aber den Betroffenen zum Zuhören „zwingen“.


Auch Musik weckt Erinnerungen und kann zu schönen Gesprächen und Erlebnissen führen. Eines der vielen Erlebnisse in der Residenz ist HIER geschildert.


Ein Gespräch über das Essen oder das Wetter ist auch in Ordnung. Dabei sind die Inhalte oder Wahrheitsgehalt (meine Mutter hat jeden Tag das gleiche Essen beschrieben!) nicht so wichtig, Hauptsache man kommuniziert.

Basale Stimulation durch Schmecken und Riechen

Wer kennt das nicht: man kommt an einen Ort der irgendwie besonders riecht. Und schon hat man Gedanken im Kopf, die schon lange verschüttet waren oder an die man bewusst nicht mehr gedacht hat.


Man ist vielleicht sogar plötzlich in einer ganz anderen Welt. Genauso funktioniert basale Stimulation durch riechen und schmecken.

Das schmecken ist mit dem riechen sehr verwandt und kann deshalb ebenso eingesetzt werden.


Die meisten Gerüche des Lebens begleiten uns nahezu täglich und wir nehmen sie gar nicht mehr bewusst wahr.


Du kannst das Bewusstsein der zu stimulierenden Person ganz einfach auf besondere Gerüche lenken.


Basale Stimulation benötigt nicht viel Material: Wie wäre es z.B. mit einer Duftkerze, besonderen Gewürzen oder besonderen Duftnoten bei der Körperpflege!? Vielleicht kennst du sogar Düfte, auf die der Demenzkranke früher in besonders positiver Art reagiert hat?


Deiner Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt! Setze einfach deine ganz persönlichen Ideen zur basalen Stimulation um!

Basale Stimulation vibratorische Reize

Vibratorische Reize dienen der Förderung der Oberflächen- oder Tiefensensibilität. Mit bestimmten Geräten, z.B. einem Rasierapparat, kannst du hier für Überraschung und Wohlgefühl sorgen!

Selbst der Vibrationsalarm deines Handys sorgt u.U. dafür, dass der Pflegebedürftige seinen Körper wieder neu entdecken kann.

Basale Stimulation durch vestibuläre Reize

Die vestibuläre Wahrnehmung, die hier trainiert werden soll, umfasst den Gleichgewichts- und Orientierungssinn. Auch das Gefühl für die eigene Körperhaltung kann so sensibilisiert werden.


Eine ganz einfache „Trainingsmethode“ ist hier z.B. eine Veränderung an der Liegeeinstellung des Betts.


Das bewusste Sitzen in einem Schaukelstuhl oder das Gefühl von Beschleunigung, etwa beim Schieben des Rollstuhls, sind Übungen, die dem Erkrankten ein Gefühl für seinen Körper in Bezug auf seine Umgebung geben.

Basale Stimulation durch Berühren und Fühlen

Der Bereich „Berühren und Fühlen“ gehört zu den wichtigsten Bereichen der basalen Stimulation.


Dieser Sinnesbereich hilft ganz besonders beim inneren Nachfühlen und Erleben des Körpers. Die Übungen hierzu sind etwas aufwändiger, aber letztendlich auch mit Alltagsmitteln zu bewerkstelligen.


Eine basale Stimulation kann z.B. durch eine Waschung erfolgen. Dazu gehören natürlich auch Massagen, Bällebäder oder Bäder.


Auch das Streicheln von Tieren oder die Berührungen von außergewöhnlichen Oberflächen wie etwa Erde, Pflanzen, Federn haben einen besonderen Reiz und können somit auch zum besseren Erleben des eigenen Körpers beitragen.

Plane deine Übungen!

Zusammengefasst kann man sagen, dass du mit einigen einfachen Übungen sehr gezielt dazu beitragen kannst, dass die erkrankte Person wieder einen besseren Zugang zum eigenen Körper erfährt und somit in die Lage versetzt werden kann, ein bewussteres Leben zu führen.


Wie du sicher gemerkt hast, kommt es fast automatisch in den meisten Fällen zu Kombinationen aus verschiedenen Ansätzen.


Arbeitest du z.B. mit Düften, kannst du auch etwas dazu erzählen. Oder ein Gegenstand, der ertastet werden soll, kann auch einen besonderen Duft haben.


Auch hier kannst du dir ein eigenes Programm aufbauen. Beobachte aber genau, denn eine Überforderung kann auch wieder zu Unruhe führen.


Mache dir also am besten einen Plan und notiere dir die Reaktionen. Natürlich solltest du nichts erzwingen.


Vergiss nicht: Das Ziel ist nicht, den Erkrankten dazu zu bringen, sich an irgendetwas Besonderes zu erinnern (schön, wenn er es trotzdem tut!), Ziel der basalen Stimulation bleibt, dass er durch besseres Körpergefühl mehr Lebensqualität erlangt. Ein dankbares Lächeln ist so viel wert!


Das Thema "Basale Stimulation " gehört zum Arbeitsalltag in allen Residenzen. Schau die doch HIER ein Beispiel aus der Praxis an.


Die Umsetzung erfordert etwas Geduld - aber es lohnt sich!