In der Demenz Therapie spielt die Therapie mit Musik eine wichtige Rolle – Das kannst du auch!
Typisch, du gibst dein bestes, machst die Wäsche, putzt das Haus, sorgst für das Essen – doch deine Mutter sitzt nörgelnd herum und ist nicht bereit, dich zu unterstützen oder gar ein nettes Wort für dich zu finden.
Ganz schön frustrierend!
Schnell schaukelt sich die (schlechte) Stimmung hoch, es fallen böse Worte und sowohl du als auch deine Mutter werden aggressiv. Wenn es soweit ist, solltest du schnell entsprechende Maßnahmen ergreifen. Doch dazu mehr an anderer Stelle.
Hier soll es darum gehen, es gar nicht so weit kommen zu lassen. In dieser Artikelserie zeigen wir dir Möglichkeiten, wie du mit recht einfachen Mitteln eine positive Stimmung erzeugen kannst und so deinem Angehörigen und nicht zuletzt auch dir selbst sehr helfen kannst!
Eine positive Grundhaltung gibt dir die nötige Energie!
Denn nichts geht doch über eine positive Grundhaltung! Es ist erwiesen, dass sich eine optimistische Stimmung auch auf den Krankheitsverlauf positiv auswirkt!
Ja, du bist keine Therapeutin und Demenz Therapie ist dir wahrscheinlich in Fremdwort.
Aber es gibt tatsächlich Methoden, die einen wichtigen Beitrag in der therapeutischen Betreuung leisten und auch für „Nicht-Profis“ ganz einfach zu erlernen und anzuwenden sind.
Hier soll es um die Musik gehen, denn bei der Behandlung von Demenzkranken spielt die Musiktherapie eine wichtige Rolle. Musik zu hören kann zu sehr schönen Erlebnissen führen!
Eine tolle Demenz Therapie: Musik verstärkt Stimmungen!
Musik ist etwas ganz wunderbares. Die Wirkung ist faszinierend: Sie kann uns glücklich machen und traurig, sie kann beschwingen und Freude hervorrufen, sie kann Erinnerungen wecken und romantische Gefühle erzeugen, sie kann sanft stimmen und zum schlafen anregen. Kurz: Musik ist ein ganz besonderer Bestandteil unseres Lebens und war dies schon seit Menschengedenken.
Es liegt also ganz nahe, sich mit diesem Phänomen näher zu beschäftigen und die positiven Wirkungen für dich und den Erkrankten mitzunehmen!
Musik kann nämlich auch ganz gezielt eingesetzt werden, um gewisse Stimmungen zu erzeugen. Man denke nur einmal an Filmmusik, die die Bilder unterstreichen, verstärken oder gar zusätzliche Emotionen erzeugen kann. Oder kannst du dir einen Horrorfilm mit Geigenmusik oder eine Liebesszene untermalt mit Hard Rock vorstellen?
Selbst die Musik im Supermarkt wird nicht zufällig gespielt, sondern wird danach ausgewählt, die gerade im Markt befindliche Käuferschar zum Kauf zu motivieren.
Setze Musik ganz gezielt ein!
Diese Effekte kannst du ganz bewusst für die Betreuung des Erkrankten nutzen. Du brauchst dir nur Gedanken machen, was du gerade erreichen willst um dann die entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Zuerst ist es wichtig, dir darüber im Klaren zu sein, was dein Ziel ist. Geht es z.B. um eine fröhliche Beschäftigung um eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen, so bietet sich das gemeinsame Singen oder das Hören mit anschließendem Gespräch an.
Geht es mehr darum, den Erkrankten zu beruhigen oder zum Schlafen zu helfen, sind natürlich ganz andere Musiktitel gefragt.
In beiden Fällen solltest du die passende Musik kennen und parat haben.
Denke nach und bevorrate dich mit passender Musik!
Weißt du denn eigentlich, welche Musik der Pflegebedürftige mag? Hast du dir dazu schon Gedanken gemacht? Habt ihr vielleicht früher gemeinsam gesungen? Gibt es Lieblingsschallplatten im Schrank deiner Eltern? Haben sie jemals von Musik in Verbindung zu schönen Erinnerungen, z.B. an Urlaube, gesprochen?
Je mehr du darüber weißt, desto schöner und erfüllender werden die Effekte deines Programms sein!
Und dann kann es schon losgehen! Mir machen am meisten die Rätselrunden Spaß. Eine tolle Methode der Aktivierung, die du ganz einfach selbst durchführen kannst!
Das ist ganz einfach. Zuerst solltest du dir eine Liste der relevanten Titel zusammenstellen. Also wie oben beschrieben die ganz individuellen Titel des Erkrankten erfragen bzw. finden. Mache dir bewusst, dass nicht jeder jede Musik mag (auch wenn du sie vielleicht gerne hörst!), sondern ganz individuelle Gefühle entwickelt.
Die Musik muss auch zur Generation und zum Typ passen, ein 70 Jähriger mag in aller Regel keine moderne Pop Musik, aber auch auf den Rock’n Roll der 60er muss er nicht unbedingt stehen. Vielleicht sind es die Schlager oder Chansons „seiner“ Zeit?! Finde es heraus!
Mit etwas Glückliegen entsprechende CD’s im Schrank. Ganz sicher findest du die Titel in den gängigen Streamingdiensten. Dort sogar mit dem Text zum mitsingen. Ansonsten findest du die Texte auch bei anderen Anbietern im Internet zum ausdrucken.
Verblüffende Wirkung!
Schau‘ genau hin, achte auf die Reaktion: Ein Lächeln im Gesicht – Volltreffer!
Je nach Wunsch kannst du deine Schlagerparade noch ausbauen und mit dem Erkrankten in ein tolles Gespräch kommen, das vielleicht auch die ganz neue Erkenntnisse bringt.
Stelle einfach Fragen zum gehörten Lied und die Erinnerungen kommen immer wieder zurück. Das muss übrigens nicht so sein. Meine Mutter hatte z.B. ganze Jahrzehnte ihres Lebens vergessen, konnte sich nur noch an einzelne Ereignisse erinnern.
Dann darfst du nicht traurig sein und verzagen. Erfreue dich vielmehr an den Gesprächen, die mit etwas Glück folgen werden.
Musik eignet sich wunderbar für Fragespiele!
Habt ihr z.B. das Lied „Junge, komm‘ bald wieder“ von Freddie Quinn gehört und du stellst Fragen wie „Hattest du nicht auch mal eine Seefahrt gemacht?“ oder „Hättest du Lust, so lange auf dem Meer zu sein?“ kann ganz schnell ein schönes Gespräch entstehen.
Und auf diese Weise kann man sich über viele Texte, Sänger und Ereignisse, die mit diesen Liedern verbunden werden, unterhalten. Volksmusik oder Schlager dieser Zeit eignen sich hervorragend dafür!
Oder wie wär’s mit einem fröhlichen Rätselraten? Fragen wie „Wie hieß noch der Sänger?“, „War das nicht ein Hamburger?“ oder „Wie hieß noch dieser andere Hit von ihm?“ regen zum Nachdenken an und aktivieren die „grauen Zellen“!
Ich habe mich dabei gerne etwas „dumm“ gestellt, fragend geguckt und eine falsche Antwort oder einen kleinen Tipp gegeben. Das triumphale Leuchten in den Augen meiner Mutter, wenn sie es dann doch besser wusste, werde ich nicht vergessen!
Die Aktivierung von Demenzkranken durch verschiedenartige Reize fasst man als "Basale Stimmulation" zusammen. HIER findest du noch weitere Möglichkeiten, die du auch zu Hause umsetzen kannst.
Und natürlich wird auch in Residenzen gern gesungen. Ein paar typische Erfahrungen sind HIER beschrieben.