November 24, 2022

Ob Alzheimer oder Altersdemenz –

Die Pflege von Angehörigen kann man lernen!


Der Verlauf der Demenz verläuft schleichend und nicht vorhersehbar.

Leider musst du als Angehöriger davon ausgehen, dass sich die Situation nicht mehr verbessern, sondern vielmehr deine Unterstützung mehr und mehr gefordert sein wird.


Das ist eine riesige Belastung, und zwar sowohl für dich als auch für den Erkrankten.


Denn der Erkrankte bemerkt, besonders in der Anfangsphase der Krankheit, meistens seine Veränderungen gegen die er sich wehren kann und versucht, diese zu überspielen.


Dabei kommt es häufig zu Konflikten, Vorwürfen und aggressivem Verhalten von beiden Seiten.


Um das zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren, ist es so wichtig, dass der Erkrankte sich wohl fühlt, sich ernst genommen fühlt und das Gefühl der Akzeptanz vermittelt bekommt.


Je mehr das der Fall ist, desto eher kann sich eine harmonische Beziehung zwischen dem Erkrankten und dem jeweiligen Betreuer entwickeln.


Unerlässlich ist dabei besonders, dass du als Betreuer einen positiven Blick auf die Fähigkeiten des demenziell Erkrankten behältst und einen wertschätzenden und empathischen Umgang pflegst.


Auch wenn es manchmal sehr schwer fällt, nicht aus der Haut zu fahren, wenn wieder etwas anderes als erwartet passiert…
Also, wie kann dir das gelingen?


Pflegende Angehörige brauchen viel Empathie!


Vor allem anderen steht ein empathisches Verhalten. Das bedeutet, die Welt des anderen so zu verstehen, darin einzutauchen und so dem Erkrankten das Gefühl zu geben, dass er wahrgenommen und akzeptiert wird.


Jede Art von Vorwürfen ist absolut kontraproduktiv und führt nur zu einem Abwehrverhalten, das sich auf verschiedenste Art äußern kann.


Direkt verbunden mit der Empathie ist aber auch die Akzeptanz der gegebenen Situation. Dies fällt vielen betreuenden Angehörigen extrem schwer, denn sie sind verzweifelt und wollen die Situation, so wie sie sich darstellt, nicht akzeptieren.


Somit machen es sich viele betreuende Angehörige selbst schwer, die gegebene und nicht änderbare Situation zu überstehen.


Typisch ist auch eine Abwehrhaltung des demenziell Erkrankten. Er will sich scheinbar gar nicht helfen lassen!


Weil dieser Punkt so häufig bei Angehörigen zu Frustration führt, haben wir dazu auch ein Video auf YouTube eingestellt.


Denn der Erkrankte spürt diese innere Unruhe, die Verzweiflung, den Frust.
Das führt zu großer Unsicherheit mit dem Ergebnis, dass das Vertrauen zwischen dem betreuenden Angehörigen und dem Erkrankten schwindet.


Demente neigen zu Abwehrverhalten


Demenziell Erkrankte haben ein sehr feines Gespür für emotionale Schwankungen der Personen in der nahen Umgebung. Fühlen sie sich nicht ernst genommen, führt das schnell zu einem Abwehrverhalten.


Dabei sind die Grundbedürfnisse dieselben wie bei gesunden Menschen! Demenziell Erkrankte sehnen sich nach Liebe, nach Bindung und Trost.


Aber auch das Einbeziehen in das tägliche Leben, das Mitmachen bei gelernten Gewohnheiten spielt eine große Rolle. Letztendlich will der Erkrankte seine Identität nicht verlieren.


Von daher ist für dich als Angehörigen nichts wichtiger, als immer wieder zu demonstrieren, und zwar ganz ehrlich, dass du dir Zeit nimmst, ein echtes Interesse zeigst und immer wieder symbolisierst, dass der Erkrankte genauso sein darf, wie er ist.


Die Grundlagen für die Pflege von Angehörigen sind erlernbar! 


In der professionellen Betreuung von demenziell erkrankten Menschen, sei es Altersdemenz, Alzheimer oder andere Arten der Demenz, folgt man deshalb in aller Regel diesen zwölf Ansätzen nach Tom Kitwood:


1.    Erkennen und Anerkennen: Durch Ansprache, Blickkontakt und achtsames Zuhören wird dem Erkrankten vorurteilsfrei und wertschätzend begegnet
2.    Verhandeln und Aushandeln: Die betreuende Person fragt nach Wünschen und Bedürfnissen des Erkrankten und berücksichtigt diese soweit es irgendwie geht. Damit wird dem Erkrankten ein gewisses Maß an Kontrolle gegeben.
3.    Zusammenarbeit: Durch gemeinsamen arbeiten oder erledigen von Aufgaben, erhält der demenziell Erkrankte die Gelegenheit, seine Fähigkeiten zu nutzen anstatt in eine passive Rolle gedrängt zu werden.
4.    Spiel und Unterhaltung: Nicht alles was man tut und anbietet muss einem tieferen Sinn folgen. Oftmals will der Erkrankte einfach nur da sein und nicht irgendwelchen Regeln folgen. Eine Unterhaltung oder einfach nur zuhören wirken befreiend.
5.    Basale Stimulation: Dort, wo Worte nicht mehr wirken, kann durch andere Sinnesreize, sensorische oder sinnbezogene Anregungen, eine Kommunikation aufgebaut werden. Versuche es mal mit Farben, Musik oder Düften!
6.    Feste feiern: Gesellige Runden, lachen, singen machen richtig Spaß! Dabei aber ganz genau hinschauen, denn irgendwann kann das den Erkrankten auch stressen.
7.    Entspannen: Auch Entspannung ist wichtig, vielleicht sogar mehr denn je. Achte darauf, dass der Betroffene genügend Ruhezeiten bekommt und sich zurückziehen kann.
8.    Validation: Das sich Hineinversetzen in die Gefühls- und Erlebniswelt des Erkrankten gibt diesem die Sicherheit und Geborgenheit, die er braucht. Es erfordert ein wenig Übung und viel Empathie.

9.    Halten: Viele demenziell Erkrankte brauchen Nähe und Geborgenheit, wollen Berührungen. Wenn dies der Fall ist, solltest du dem nachkommen. Es muss aber auch dir gut tun.
10.    Erleichtern: Einerseits ist es gut, dem Erkrankten möglichst viel Freiheit zu geben und ihn auch mal machen lassen. Wenn du aber spürst, dass es nicht weiter geht, so biete auf jeden Fall Hilfestellung an. Nach dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Zielführend ist es, die Handlungen, die der Erkrankte nicht mehr alleine schafft, gemeinsam mit ihm durchzuführen.
11.    Rituale: Menschen mit Demenz reagieren sehr positiv auf einen gewohnten Tagesablauf. Das gibt Sicherheit und damit weniger Angst. Versuche also, bestimmte Dinge immer in der gleichen Art und Weise durchzuführen.

12.    Geben: Menschen mit Demenz neigen sehr häufig dazu, ihre Besorgnis oder Dankbarkeit zum Ausdruck bringen zu wollen. Sie haben das Gefühl, sich irgendwie revanchieren zu müssen. Nimm diese Gesten ruhig an, das zeigt Respekt und Dankbarkeit deinerseits.

Du merkst, es gibt immer Lösungen. Mit den dargestellten Ansätzen kann man sich gut vorbereiten.

Altersdemenz schreitet allmählich voran. Es wen immer wieder neue Anpassungen in deinem Handeln nötig sein.


Grundvoraussetzung sind Empathie, Lernbereitschaft und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Auch ein „dickes Fell“ solltest du dir zulegen, denn nicht immer wird alles wie gewünscht funktionieren.


Doch es lohnt sich! Mit den aufgezählten Methoden wird es dir möglich sein, eine stabile und friedliche Beziehung zum Erkrankten aufzubauen bzw. zu erhalten.






  • Hallo ihr beiden!
    Das dicke Fell wächst ja leider nicht von selbst. Und gefühlt reiße ich mir “die neu gewachsenen die Haarbüschel immer wieder aus”.
    Weil ich inzwischen Angst vor der Umwelt habe.
    Es ist schlimm, wenn ständig der Angehörige nicht ernst genommen wird oder er ständig die Schuld für Konflikte bekommt.
    Es gibt viel zu wenig offizielle Hilfen. Und die Fremdbestimmung durch die gesetzliche Betreuung meiner Mutter macht mich kaputt. Danke und gut, dass ihr diesen Newsletter macht!
    D.

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