März 9, 2023
Was kann ich für einen Sterbenden tun?
Diese Frage stellt sich jeder, der einen Menschen bis an sein Lebensende begleitet.
Doch es geht nicht nur um den Sterbenden, auch die begleitende Person braucht in dieser Phase dringend Unterstützung.
Wenn jemand aus unserem direkten Umfeld stirbt, reißt es ein tiefes Loch in unser Leben. Je näher wir diesem Menschen waren, desto mehr sind wir von dessen Ableben berührt, desto schwieriger ist es für uns, diese neue Wahrheit zu akzeptieren.
Wir trauern also, um mit diesen überwältigenden Gefühlen fertigzuwerden.
Trauer ist also etwas ganz normales, jeder Mensch und jedes Lebewesen trauert in irgendeiner Form.
Jede Trauer ist jedoch ganz individuell, ist etwas ganz persönliches. Es gibt keine für jeden Menschen zutreffenden Regeln.
Jede Art von Trauer sollte deshalb auch immer akzeptiert werden. Egal, ob sie mit der Art von Trauer, die uns betrifft, übereinstimmt oder nicht.
So trauern auch innerhalb einer Familie oder eines Freundeskreises die Beteiligten jeweils ganz anders – und dennoch sind sie vereint in der Trauer um einen geliebten Menschen.
Jeder hat ein Recht auf seine Art zu trauern.
Wann ist die Trauer am schlimmsten?
Wichtig ist, sich gegenseitig zu unterstützen, füreinander da zu sein, sich jede Hilfe anzubieten, die gerade benötigt wird.
Dabei spielt das individuelle Bedürfnis eine große Rolle. Das kann Privatheit sein oder auch offenes Reden mit anderen. Das kann die Suche nach Körperkontakt sein aber auch die nach Distanz.
Wenn du selbst der Trauernde bist, lasse also andere so an dich rankommen, wie du es gerade brauchst.
Habe keine Hemmungen, darum zu bitten oder auch ein Angebot abzulehnen, denn natürlich kann ein Außenstehender nicht ahnen, wie es in dir aussieht bzw. was du gerade brauchst.
Genauso kann es sehr hilfreich sein, andere Trauende in deinem Umfeld anzusprechen und deine Hilfe anzubieten.
Mitleid oder Mitgefühl?
Dabei sollte auf jeden Fall das Mitgefühl im Mittelpunkt stehen und nicht Mitleid. „Mitfühlen“, also Empathie zeigen und leben ist also viel ansprechender als „mitleiden“, also das gemeinsame verzweifeln.
Ich hoffe, du siehst den Unterschied und ich hoffe, du kannst diesen Hinweis umsetzen. Auch wenn es manchmal sehr schwer fällt.
Mitleid, also mitzuleiden, kann dazu führen, dass man sich gegenseitig runterzieht und in ein tiefes Loch fällt, aus dem man kaum noch alleine rauskommt.
Wenn du so etwas spürst, sei bei anderen oder bei dir selbst, wird es Zeit, externe Hilfe, z.B. von Seelsorgern oder Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.
Scheue dich nicht, diese Hilfe ist völlig normal und kann dir wieder Lebensmut und die nötige Kraft geben!
Wenn du also einen lieben Menschen verloren hast, nimm dir die Zeit die du brauchst!
Wie kann nun diese Trauer aussehen?
Es ist so unterschiedlich!
Sehr häufig sind - wie gerade erwähnt - Hoffnungslosigkeit und depressive Zustände.
Man will nicht mehr reden, die Welt scheint still zustehen.
Schlaflosigkeit kommt ebenso vor wie ständige Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Auch körperliche Schmerzen oder einfach Verleugnung des Geschehenen sind nicht unüblich.
Wie erleben Demente das Sterben?
Aber nicht nur du als Angehöriger hast das Recht zu trauern, auch der Sterbende spürt, dass ihn die Kräfte verlassen und er nicht mehr lange auf der Erde verweilen wird.
Auch der Sterbende will sich verabschieden und die Welt „geordnet“ verlassen.
Dabei kannst du als Angehöriger enorm hilfreich sein.
Reflexartig versuchen wir oft, den Tod zu verdrängen und glauben erst daran, wenn er unmittelbar „vor der Tür“ steht.
Dabei kann man sich fast immer sehr gut darauf vorbereiten. Denn er ist nun einmal unausweichlich.
Viele Sterbende durchlaufen kurz vor dem Tod noch einmal das eigene Leben, sie prüfen, was sie noch erledigen wollten, wen sie noch sprechen wollten, was sie geregelt haben wollten.
Es entsteht ganz häufig eine Angst, dass dies nicht mehr möglich sein wird.
Als Angehöriger hast du in Gesprächen die Möglichkeit, mehr über diese Wünsche zu erfahren, beruhigend einzuwirken und so diese Angst zu nehmen.
Erfahrungsgemäß tut das sowohl dem Sterbenden als auch dem Angehörigen sehr gut. Beide spüren, dass alle Vorkehrungen getroffen wurden. Ein unglaublich beruhigendes Gefühl!
Es hat auch etwas mit Würde zu tun, wenn die letzten Wünsche des Sterbenden erfüllt werden können.
Deshalb raten wir dir, sehr frühzeitig mit diesen Gesprächen beginnen, um von möglichst vielen - der oftmals verborgenen Wünsche – zu erfahren und entsprechende Maßnahmen noch umsetzen zu können.
Vielleicht können auch Mitarbeiter der sozialen Betreuung (wenn es sich um einen Heimaufenthalt handelt) Hinweise geben, denn oftmals sprechen die Bewohner lieber mit ihren Betreuern über gewisse Wünsche, weil sie ihren Angehörigen nicht zur Last fallen wollen.
Dieses Gefühl herrscht übrigens auch für die Versorgung der Familie nach dem Tod vor, also ein Grund mehr, sich frühzeitig mit diesem Thema zu beschäftigen.
Irgendwann ist es zu spät, um solche Gespräche zu führen oder Gedanken auszutauschen.
Aber auch der nahende Tod darf dich nicht umwerfen. Der Artikel "Sterbeprozess bei Demenz" beschäftigt sich mit dieser Phase und wie du dich darauf vorbereiten kannst.
Noch einmal: Trauern ist etwas ganz natürliches und auch wichtiges. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, scheue dich nicht, andere mit „ins Boot“ zu holen.
Je frühzeitiger du dich mit diesem Thema beschäftigst und je mehr du deine Angehörigen integrierst, desto leichter wird dir deine Trauerarbeit fallen.