April 1, 2021

Als pflegender Angehöriger eines Demenzkranken steht man unter ungeheurem Stress.
Man fühlt sich verantwortlich für einen erkrankten Menschen, hat aber in aller Regel gar keine echte Ausbildung dafür. Man will es allen Recht machen, kommt aber dadurch immer wieder in nervenzerrende Konfliktsituationen. Man sucht immer wieder nach Lösungen, kommt aber nie zu einem Ergebnis, weil sich die Situation täglich ändert.

Hilfe geben - an sich denken - ein Teufelskreis!


Ein Teufelskreis, aus dem man kaum herauskommt. Und das schlimme ist, dass man sich selbst dabei komplett vergisst. Kommt dir das bekannt vor?


„Sich selbst vergessen“ heißt in diesem Fall, dass man sich nicht mehr auf sich selbst konzentriert, sondern seine eigenen Bedürfnisse und auch die eigene Gesundheit völlig außer Acht lässt. Und das kann dramatische Folgen haben, sowohl für die erkrankte Person als auch für dich als den pflegenden Angehörigen.


Deine Kraft ist die Basis deiner Betreuung!


Die Basis für eine optimale Betreuung ist, dass du auf dich selbst achtest. Darum brauchst du vor allem genügend Schlaf! Du bist dafür selbst verantwortlich, sorge also dafür!


Hier ein paar Tipps und Tricks:

1.    Tust du alles für genug Schlaf?


Sorge dafür, dass du ausreichend - also mindestens acht Stunden - schlafen kannst. Und zwar so, dass du auch durchschläfst und nicht von anderen gestört wirst.


Das kann auch bedeuten, dass du „Opfer“ bringen musst. Vielleicht ein separater Schlafplatz in einem anderen Zimmer, vielleicht musst du auf den Spätfilm verzichten, oder dein Sohn macht sich mal sein Frühstück selber.


Du wirst merken, wie du viel mehr Kraft und einen klaren Kopf bekommst! Mache dir bewusst:  der „Verzicht wird nicht ewig nötig sein!


2.    Musst du wirklich immer vor Ort sein?


Du hast eine große Aufgabe übernommen! Du bist einerseits voller Liebe und Pflichtbewusstsein, du glaubst, nur du kannst (und darfst) diese Aufgabe übernehmen und musst immer für den Angehörigen da sein.

Andererseits hast du auch ein „eigenes Leben“, in dem du auch Verantwortung trägst (Familie, Beruf) und das du auch lebenswert gestalten möchtest.

In diesem „Dilemma“ siegt häufig das Pflichtbewusstsein, die gestellte Aufgabe zu lösen. So sind die meisten von uns geprägt und aufgewachsen.

Macht das aber wirklich immer Sinn? Bist du wirklich die einzige Person, die diese Aufgabe bewältigen kann und sollte?

Gibt es nicht auch andere Familienmitglieder, die die anfallenden Betreuungsarbeiten zumindest teilweise übernehmen könnten?

Gerade wenn es um Schlaf geht, solltest du den Mut und die Stärke haben, andere in Frage kommende Personen mit „ins Boot“ zu holen!

Sprich offen über deine persönliche Belastung, sage, dass dir Schlaf fehlt und dass eine zweitweise Entlastung absolut notwendig ist.

Verteilung der Aufgabe auf mehrere Schultern ist hier die beste Lösung. Im Team ist man immer stärker!


3.    Mit welchen Gedanken gehst du ins Bett?


Für guten Schlaf ist es sehr wichtig, mit positiven Gedanken ins Bett zu gehen. Denn sonst geht das Grübeln in der Einschlafphase immer weiter.


Selbstvorwürfe („Daran hätte ich doch denken müssen….“), Pläne („ Morgen rufe ich auf jeden Fall…..an“), Verzweiflung („Ach wäre es doch nicht so gekommen….“) oder Angst („Was ist, wenn Papa nicht mehr ist….“) sind typische Begleiterscheinungen eines gestressten Angehörigen, die einem den Schlaf rauben.

Wer mit diesen Gedanken ins Bett geht, kommt nicht zur Ruhe, schläft schlecht ein und kann nicht die starke Person sein, die es braucht, um eine optimale Betreuung zu gewährleisten.


Versuche also deine Gedanken zu kontrollieren, nehme dir die Zeit, ganz bewusst nur gewisse Dinge in deinen Kopf zu lassen, nutze die Kraft der Gedankenkontrolle.

Das ist nicht einfach, erfordert Übung. Wir haben HIER einige Ideen vorbereitet.


4.    Empfindest du Schlaf als „notwendiges Übel“?


Diese etwas ketzerische Frage soll dich daran erinnern, dass Schlaf viel mehr sein kann als nur „Energie tanken“. Du kannst selbst dafür sorgen, dass sich Schlaf wie eine Wohltat, ein Urlaub oder eine Kur anfühlt! Ähnlich wie beim Essen, wo ein hastig vertilgtes Brötchen den Hunger genauso löscht wie ein lecker zubereitetes Essen bei Kerzenschein, kannst du dafür sorgen, dass dein Schlaf zum „Erlebnis“ wird! Stelle dir die Frage: was tut mir gut, wie warm oder kalt sollte es sein, welchen Duft mag ich, welches Licht? Vielleicht gibt dir ein entspannendes Vollbad die nötige Ruhe, vielleicht eine Tasse Tee und ein paar Seiten in deinem Lieblingsroman? Denke darüber nach und finde deine persönlich beste Lösung!


Ist doch alles eigentlich ganz einfach, oder?


Natürlich ist es nicht einfach, in dieser speziellen Situation der Betreuung von nahestehenden Menschen an sich selbst zu denken. Ständig fliegen einem neue Gedanken zu, man glaubt, Dinge vergessen zu haben, man macht sich Vorwürfe.
Es wird also bestimmt nicht immer so gut klappen wie gewünscht.
Ein ganz wichtiger erster Schritt ist es jedoch, sich diese Problematik bewusst zu machen, sich ihr zu stellen und über Lösungen nachzudenken.
Denn nichts wäre schlimmer, als wenn du an dieser Aufgabe kaputt gehst!

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>